23 Januar 2008

Wenn Statistiken lügen: das zweite Assist

Statistiken erzählen immer nur einen Teil eines Hockespiels, und manche Statistiken im Hockey erzählen einem überhaupt nichts Brauchbares.

Das zweite Assist (2nd assist) ist die Mogelpackung der Hockeystatistiken. Zumal es für die Scorerwertung eines Spielers den gleichen Wert erfährt wie ein Tor - einen Punkt. Das zweite Assist im Eishockey ist möglicherweise der grösste statistische Betrug im Sport überhaupt. Zwei Beispiele:

In einem Spiel der Rangers gegen die Penguins hatten die Penguins mehrere 5-3 Powerplay Situationen, ein Tor ergab sich wie folgt:

Sidney Crosby passt von der blauen Linie im Drittel von New York zu Mark Recchi, der auf Torhöhe steht:

· Recchi versucht einen Pass durch den Torraum zu Evgeni Malkin.
· Pass kommt nicht an
· Puck rutscht zur Bande und springt von dort zurück zur blauen Linie
· Sergei Gonchar fängt den Puck ab
· Gonchar spielt den Puck nochmals zu Recchi vor das gegnerische Tor
· Recchi schiesst
· Goalie pariert den Schuss
· Recchi kommt an den Rebound, hält drauf und schiesst das Tor

Im Scoring Report wurde das Tor wie folgt aufgeführt PPG - MARK RECCHI, Assists: SERGEI GONCHAR and SIDNEY CROSBY.

Wie kommt es, dass Crosby ein Assist zugeschrieben erhält? Nach dem er den Puck das letzte Mal berührt hatte, verloren die Penguins den Puckbesitz, holten ihn sich zurück, spielten den Puck, schossen, der Goalie parierte und erst danach landete die Scheibe doch noch im Tor.

Einige Tage später schlugen die Tampa Bay Lightning Atlanta mit einem Überzeit Tor:

Verteidiger Cory Sarich spielt den Puck zum Stürmer Vaclav Prospal.

· Sarich geht direkt zur Spielerbank
· Prospal läuft ins Drittel der Atlanta Thrashers
· Er sichert die Scheibe an der Bande um seinen Mitspielern die Gelegenheit
zum Wechseln zu geben
· Martin St. Louis kommt auf das Eis und übernimmt den Puck
· Er läuft los und schiesst ein Tor

Scoring Report: MARTIN ST. LOUIS, Assists: VACLAV PROSPAL and CORY SARICH.

Sarich war nicht einmal auf dem Eis, als das Tor fiel. Doch er kriegt statistisch die gleichen Punkte wie Prospal und St. Louis, die das Tor kreiert haben.

Während einige zweite Assists verdienterweise gutgeschrieben werden, kommen viele davon fadenscheinig zustande. Und die Tatsache, dass zweite Assists und Tore dieselbe Wertigkeit in eines Spielers Punktetotal haben, ist lächerlich. Das Regelbuch besagt:

“When a player scores a goal, an “assist” shall be credited to the player or players taking part in the play immediately preceding the goal, but no more than two assists can be given on any goal.”

Das ist so vage wie es nur geht.

Was wiederum eine interessante Frage aufwirft: Wie viel anders würde die Punktetabelle aussehen (oder ausgesehen haben), wenn all diese eigenartigen Assistpunkte beseitigt würden?

(Quelle: Jamie's Hockey Blog http://proicehockey.about.com/b/2006/11/26/when-statistics-lie-hockeys-second-assist.htm)


Komment: Jamie hat die Problematik richtig erfasst. Nur: Eine Abschaffung der zweiten Assists würde die ewigen Punktetabellen auf ewig verzerren. Keinem Hockeyspieler wäre es dann auch nur noch annährend möglich, in die Punktesphären derer vorzustossen, die noch die zweiten Assists gutgeschrieben erhalten haben. Die Hockeygeschichtsbücher wären de facto entmannt. Mein Fazit: Zweite Assists sind eines zuviel, aber man wird sie nicht mehr los.

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